Sonntag, 4. Oktober 2015

Ohne Heimat & alleine?

"Willkommen in deiner neuen Heimat" - wie jetzt? Neue Heimat? Ist das gleich meine Heimat, nur weil ich jetzt hier wohne? 
Heimat, das ist doch, wo deine Freunde sind. Wo du groß geworden bist. Wo du jede Ecke kennst. Da, wo du dich wohl fühlst. Oder? 
Eine Woche bin ich hier. Und ich fühl mich wohl. Ich kenn 5 von 10 Ecken. Und ich hab Freunde hier. Aber meine Heimat ist es noch nicht. Denke ich zumindest. 
Heimat, das ist, wo du mit den Straßen reden kannst, weil sonst niemand da ist. Heimat ist, wo du mit offenen Armen empfangen wirst. Heimat ist schön. Herzlich. 
Wie kann man sich denn nach einer Woche, nach 7 Tagen, in einer Stadt wohlfühlen, in der man vorher erst einmal war? Wie geht das?
Werde ich jetzt erwachsen? 

Ich habe auf einmal das Bedürfnis aufzuräumen, meine Verträge zu ordnen, mich allein in den Park zu setzen. Was passiert mit mir?
Fragen über fragen. 
Wo ist eigentlich der Hörsaal in den ich als nächstes muss? Wie war das nochmal mit dem Stundenplan? Hab ich mich für den richtigen Studiengang entschieden?
Ich wollte doch eigentlich immer etwas anderes machen. Wollte zu den kleinen Kindern. Und jetzt bin ich bei denen, wo ich nie nie nie hinwollte. Aber mein Bauch hat gesagt, dass es das richtige ist. Und es gibt Momente im Leben, da sollte man genau das tun. Auf seinen Bauch hören. 
Egal, wie schön der Sommer auch war. Wie unvergesslich die Nächte. Egal, wie viele Freundschaften man geknüpft hat.  Denn am Ende des Tages weiß man, es ist das Richtige. Auch, wenn ich jetzt fahre. Auch, wenn ich 2 Stunden von zu Hause weg bin. Auch, wenn ich nur einmal im Monat zurück komme. Denn die Freunde bleiben. Die Erinnerungen. Nichts und niemand kann dir das nehmen. Das gehört dazu, zum Erwachsenwerden. Vor drei Jahren hab ich Rotz und Wasser geheult, als ich für 10 Monate weg bin. Und nach diesen 10 Monaten war nur noch eine Person da. Das ist meine beste Freundin. Der Rest hat sich verlaufen. Der eine studiert, der andere ist beim Bund. Einer ging zu früh, einer bekam Kinder. Alles endet, sagte casper man so schön. Aber nie die Musik. Die Musik, die dein Leben auch Trab hält. Die Musik, die deinem Leben einen Sinn gibt. Die Musik des Sommers. 
Viele von euch werden meine Post auf Facebook gelesen haben. Wie toll dieser Sommer war. Nichts lief perfekt, nicht mal ansatzweise. Aber nahezu. Und Abende, die mit dem Sonnenaufgang geendet haben, haben alle Tiefen wieder gut gemacht. Jede Träne. Jeder Heulkrampf. Alles war weg, nur weil die richtigen Leute bei dir waren. 
Und das ist der Punkt. Es ist egal, wo man ist in der Welt. Die Welt ist ein Dorf. Und am Ende kehrt man immer wieder zurück. In die wahre Heimat. 
Vielleicht werde ich in vier Jahren sagen, dass ich hier zu Hause bin. Vielleicht verbinde ich dann so viel mit der Stadt, dass das hier meine zweite Heimat wird. Vielleicht wohne ich dann auch hier. So richtig. Aber dennoch werde ich an die Ecken zurückkehren, wo ich aufgewachsen bin. Dort, wo ich Momente unvergesslich gemacht habe. Dort, wo wir Sachen erlebt haben, die für immer bei uns bleiben werden. 
Und ich weiß, auf dem Weg, bleiben meine besten Freunde. Die, mit denen ich mittlerweile über die Hälfte meines Lebens verbracht habe. 

Ich fühle mich wohl hier. Die Wohnung ist eingerichtet. Die Küche fehlt noch. Aber irgendwann bin ich hier auch fertig. Dann kann ich sagen, dass ich hier zu Hause bin. Und das ist auch gut so. Veränderungen gehören dazu im Leben. Auch wenn es schwer ist. Auch wenn Erwachsenwerden viel beschissener ist, als man sich das eigentlich vorstellt. Auch, wenn man manchmal im Bett liegt und weint. Irgendwann zahlt es sich aus. Und die Hauptsache ist: DU BIST GLÜCKLICH!

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